GALERIE WALFISCHGASSE
ÖSTERREICHISCHE KUNST DES XX. JHDTS.
Anton Hanak
1874 in Brünn
Anton Hanak, 1874 in Brünn geboren, kam als Wanderbursch aus ärmsten Verhält- nissen nach Wien, wo er eine Lehre als Holzbildhauer begann. Die heute unvorstell- baren prekären Verhältnisse kann man in seinen Tagebuchaufzeichnungen nachlesen. Ludwig v. Hevesi bezeichnet die Bildhauer als „Söhne der Armut“ und bezieht sich dabei auf Rodin, der ebenfalls in Armut aufwuchs. Doch im Unterschied zu Frank- reich litten auch anerkannte österreichische Künstler weiter an Mangel. Anton Hanak erhielt zwar zahlreiche Auszeichnungen, doch ein ordentlicher Marmorblock wäre ihm lieber gewesen. Ohne die Professur an der Kunstgewerbeschule Wien und private Förderer, vor allem die Familie Primavesi, hätte er als Künstler kaum überlebt. Oft wurde ihm das Geld für Steinmaterial vorenthalten, seine Werke nur in billigem Steinguss ausgeführt.
Auch nach dem 1. Weltkrieg änderte sich seine Lage kaum. Sein Freund Julius Tand- ler und Josef Hoffmann verschafften ihm zwar zahlreiche Aufträge der Stadt Wien, doch durch sein kaufmännisches Ungeschick und Kostenüberschreitungen war finanzielle Knappheit bis hin zur Pfändung sein ständiger Begleiter. Anton Hanak war nie Mitglied
der Sozialistischen Partei, doch wurde er durch seine Herkunft als einer der ihren erkannt. Die karge Honorierung seiner Aufträge sorgte dafür, dass er seine Herkunft aus ärmlichen Verhältnissen auch nicht vergaß.
„Gott erbarme dich eines armen Bildhauers und schenke ihm eine Hose - weil er die letzte in die Arbeiten der Stadt Wien hineingepulvert hat“ schreibt er 1926 an Ober- baurat A. Stöckl.
Man kann Anton Hanak nicht als Fortunas Schoßkind bezeichnen. Seine größten För- derer, darunter die Familie Primavesi, verloren ihr Vermögen. Die Aufträge der Stadt Wien an den Künstler kamen ab 1928 nie zur Ausführung. Der Friedrich-Engels-Platz- Hof sollte zwei 10 Meter hohe Figuren erhalten, das neu erbaute Wiener Stadion zwei ebenso große. Für das Gustav Mahler-Denkmal wurde zwar ein Grundstück am Schwarzenberg-Platz angekauft, doch die Stadt Wien war finanziell und politisch nicht mehr in der Lage es ausführen zu können. So blieb Anton Hanak nur noch der Auf- trag für das Emniyet - Denkmal in Ankara. Die Fertigstellung erlebte er nicht mehr. Seine Schüler, die den seit Jahren todkranken Künstler bei seiner Arbeit unterstützten, ließ er betrübt zurück. Einen Monat nach seinem Tod war in Wien Bürgerkrieg. Nach dem 2. Weltkrieg widmet ihm die Wiener Secession eine Gedächtnisausstellung. In Langenzersdorf wird ein Museum gegründet, das seine Entwürfe zeigt, manche da- von werden neu in Bronze gegossen und vor öffentlichen Gebäuden aufgestellt. Einige Schüler Hanaks werden bekannt. Sehr schön zeigt das Werk von Fritz Wotruba den Einfluss seines Lehrers. Die zusammengesetzten Quader, vor allem aber sein früher Torso sind ganz im Stile Hanaks. Elias Canetti, der den Text zu einer frühen Fritz Wotruba – Monografie schreibt, lobt diesen Torso euphorisch. Doch im gesamten Text wird der Name Hanak nicht genannt.
Ankauf und Verkauf von Malerei, Grafik und Plastiken des Jugendstils und der Frühen Moderne (1900-1938).
Spezialisiert auf Künstler der Sezession, der Wiener Werkstätte und des Hagenbundes.